Samstag, 4. Oktober 2014

Un mes en Sopachuy

Ich kann es kaum glauben, aber ich bin jetzt schon 2 Monate in Bolivien und davon etwas mehr als 4 Wochen in Sopachuy. Wenn man zurück schaut ging die Zeit einerseits sehr schnell vorbei, denn wir haben sehr viel unternommen und dementsprechend viele neue interessante Menschen und Dinge kennengelernt. Aber andererseits gab es mittlerweile auch schon die ersten Tiefschläge, in denen es ziemlich schleppend voran ging. Aber mehr dazu jetzt:

Vor 3 Wochen waren wir zur „Fiesta de la Virgen de Guadalupe“ das Wochenende über in Sucre. Die Jungfrau Guadalupe ist die Schutzpatronin Sucres und zu ihrer Ehren wurde von Freitag bis Sonntag eine Parade veranstaltet. Unglaublich viele Tanzgruppen tanzten mehrere Stunden durch die ganze Stadt. Von Caporales über Morenada zu Tinku waren alle traditionellen Tänze dabei und sah die schönsten und auch verrücktesten Kostüme. Es war total packend, denn nicht nur die Parade war schön anzuschauen, auch die ganzen Geschäfte und das Leben der Menschen wurde an diesem Wochenende auf die Straßen Sucres verlagert. Somit herrschte in der kompletten Stadt eine tolle Stimmung und es war ununterbrochen etwas los. Neben dem Feiern war es auch schön die anderen  Freiwilligen endlich mal wieder zu sehen und deren Geschichten über ihre Erfahrungen in den Dörfern zu  hören. Zum Glück geht es allen ganz gut und sie sind soweit zufrieden. Dementsprechend ging das Wochenende leider viel zu schnell rum und es war schon wieder Montag und Zeit zu arbeiten. 
Caporales
Tinku 


Morenada

Von meiner Arbeit gibt es eigentlich nicht allzu viel Neues zu berichten. Ich arbeite nach wie vor in der Patientenaufnahme und sobald es keine Patienten mehr gibt, gibt es schlichtweg nichts zu tun. D.h. ich verbringe Großteil meiner Zeit mit Warten. Deshalb kommt etwas Abwechslung wie z.B. eine Fahrt aufs Campo sehr gelegen. Vom 8. bis zum 21. in jedem Monat fährt die Ambulancia täglich zu einer Streusiedlung Sopachuys, um die dort lebenden Menschen medizinisch zu versorgen. Und an einem von diesen Tagen sind Miri und ich mitgefahren. Den Tag vorherhieß es, dass wir um 8 Uhr morgens los fahren werden. Deshalb standen wir eine halbe Stunde früher als üblich auf und waren mit deutscher Pünktlichkeit noch im Blut um 7.50 Uhr im Krankenhaus…leider standen wir dort alleine. Nachdem dann die ersten Ärzte kamen und wir erfahren haben, dass es wohl erst etwas später losgehen wird stand mal wieder Warten auf dem Programm. Zwischen durch hieß es dann auch, dass wir gar nicht mehr fahren werden und nach viel hin und her saßen wir dann schließlich  um 10 Uhr in der Ambulancia. Natürlich erst, nachdem noch ein Halt an einer Tienda eingelegt wurde, um ein paar Salteñas und Cola zu kaufen. Nach einer 20minütigen Fahrt durch das Gelände Boliviens kamen wir auch schon in San Antonio an. Dort leben nur zwei Familien, dementsprechend gab es auch kaum Patienten. Deshalb und auch, weil auf den Außendörfern ausschließlich Quechua gesprochen wird, konnten wir nur wenig machen und es ging nach einem gemeinsamen Mittagessen wieder nach Hause. Achja eine Fahrt mit 80km/h über Kopfsteinpflaster ist übrigens sehr amüsant.

Ein Klassenzimmer als Behandlungsraum

Das letzte Wochenende war dann genauso ereignisreich wie das davor. Am Samstag sind wir per Pferd zu den Wasserfällen außerhalb Sopachuys geritten. Das ist eine Gesamtstrecke von 24km und wir haben für den Hin- und Rückweg jeweils 3 ½ h gebraucht. Schon allein der Weg dorthin ist atemberaubend. Er schlängelt sich durch eine gewaltige Kette von Bergen immer weiter flussaufwärts. Die letzten 15min mussten wir dann zu Fuß zurück legen und etwas klettern. Je weiter man geklettert ist, desto größer und gewaltiger wurden die Wasserfälle, bis man schlussendlich zum letzten und größten Wasserfall mit einer Höhe von 80m gelangte. Auch die Umgebung verwandelte sich immer mehr in einen tropischen Regenwald und man befand sich in unberührter Natur, weit weg von jeglicher Zivilisation. Aufgrund des schlechten Wetters konnten wir leider nicht schwimmen und mussten nach einer zu kurzen Pause auch schon wieder zurück. Es war ein wunderschöner Tag, aber ich glaub ich hatte noch nie solche Schmerzen im Po, da die Montura der Pferde nicht allzu komfortabel waren.
Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde

auch der Fluss war nicht sicher vor uns

Der Weg durch die Gebirgsketten

der kleinste Wasserfall
der letzte und größte Wasserfall

Wegen des „Día del Médico“ sind Miri und ich am Sonntag mit dem kompletten Krankenhaupersonal zu einem Sportwettkampf nach Tomina, einer Nachbarstadt Sopachuys gefahren. Die Abreise stellte sich erneut als eine kleine Herausforderung heraus. Es musste vorher noch eingekauft werden und Miri und ich mussten nochmal nach Hause, da uns niemand gesagt hat, dass wir Teller und Besteck benötigen. Mit einer 1 ½ stündigen Verspätung ging es dann auch ging es dann auch los, bis wir nach 5 Minuten wieder anhielten. Dann verbrachten wir weitere 40min  wartend an einem Straßenrand, das wir bis heute noch nicht verstehen weshalb. Eine Stunde später sind wir dann in Tomina angekommen, wurden vom dortigen Krankenhauspersonal begrüßt und zum Frühstück eingeladen. Danach ging es in eine Messe, die sich selbstgestaltet und mit Kirchenbesuchern in Jogginganzügen etwas anders, dennoch interessant gestaltete. Zum Mittagessen sind wir zum Grillen an den Fluss gefahren. Das bolivianische Grillen charakterisiert sich vor allem durch Fleisch, einer riiiiiesen Menge an Fleisch! Dabei war es egal, ob Frau oder Mann, für jeden wurde ein halbes Kilo eingeplant. Dementsprechend gesättigt viel der Sport danach anfangs etwas schwer, machte aber unglaublich viel Spaß. Wir spielten bis zum frühen Abend Fußball, Basketball und Volleyball gegen die Mannschaften des Krankenhauses aus Tomina.  Danach stärkte man sich erneut mit einer ordentlichen Portion an Essen, um diese durch langes Tanzen danach wieder ab zu trainieren. Zwischendurch erfuhren wir, dass unser Bus ohne uns nach Hause gefahren ist. Also warteten wir einfach mal ab, da uns eh niemand genau sagen konnte wann und wie wir nach Hause kommen würden. Zwischendurch war geplant in die Flota um 23Uhr aus Sucre einzusteigen. Schade, dass eh nur Miri und ich danach schauten, die anderen munter weiter getanzt haben und die Flota sowieso nicht vorbei gekommen ist. Nach 17 Stunden auf den Beinen und etwas müde machten Miri und ich uns weiter daran herauszufinden wie wir nach Hause kommen. Etwas vergebens, da uns alle sagten, dass es keinen Weg mehr gäbe nach Hause zu kommen. Über die Unbekümmertheit alle waren wir etwas überrascht, warteten aber mal wieder ab, da uns eh nichts anderes übrig blieb und stellten uns schon auf eine lange Nacht in Tomina ein. Plötzlich sprang eine Person auf und alle rannten zur Hauptstraße. Ganz verstanden haben wir auch das wieder nicht, sind dann aber wenigstens um halb 2 mit einem Privatauto nach Hause gekommen. Trotz einigen Missverständnissen war es ein super Tag, da wir nicht nur viel Sport machen konnten, sondern auch das Krankenhauspersonal besser kennenlernen konnten und fast alle einfach total nett sind. 

Ja, unter dem Fleisch befinden sich sogar noch Beilagen

Das Tanzen danach

Die letzte Woche über war wegen des „Día del Estudiante“ und eines Sportwettkampfes ziemlich viel los in Sopachuy. Fast jeden Abend wurde tanzen geübt, um dies am Donnerstag vor allen Sopachuyesen vor zu führen. Nebenher traten die verschiedenen Schulen in Fußball und Basketball gegeneinander an. Dadurch ist viel Arbeit ausgefallen, die Arbeitstage gingen dementsprechend schnell rum und die Woche wurde durch ein super Wochenende in Sucre beendet!
Die Gruppe unserer Gastmutter

Alles in allem kann ich sagen, dass ´man hier auf jeden Fall lernt flexibel und spontan zu sein. Außerdem sollte einem Warten, ohne meistens den Grund zu kennen auch nicht allzu viel ausmachen. Es ist komisch, aber Abmachungen ändern sich fast immer und es bekommen irgendwie immer alle mit, außer wir Voluntarias. Von daher warten eigentlich immer Überraschungen auf einen. Ich bin mal gespannt, ob sich das noch ändern wird. Ob es z.B. an unserem noch nicht perfekten Spanisch liegt und wir deshalb nicht alles verstehen, oder ob das hier einfach so üblich ist. Dadurch wird es einem auf jeden Fall ein bisschen schwer gemacht sich ein zu gewöhnen, da man sich öfters ein bisschen dumm und fehl am Platz fühlt. Anfangs war es schwer sich daran zu gewöhnen, doch ich merke, dass man sich mit der Zeit immer weniger darüber aufregt und es nicht mehr so an sich ran lässt. Das ist wohl einfach auch ein Teil der Mentalität hier im Land, das alles etwas gelassener vor sich geht.
Das ist eben genau etwas, mit dem ich in letzter Zeit öfters konfrontiert wurde und noch lernen muss,  damit klar zu kommen. Ich merke aber auch, dass man sich schneller an Dinge gewöhnt, als man denkt. Eine warme Dusche, Waschmaschine und Internet sind eben doch nicht so lebensnotwendig wie ursprünglich mal angenommen. Auch wenn es manchmal ein bisschen schwierig ist, versuche ich positiv zu denken und an den Herausforderungen zu wachsen. Genau deshalb freue ich mich trotz allem auf das weitere Jahr und welche Entdeckungen bzw. Erfahrungen ich noch machen darf!


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