Ich kann es kaum glauben,
aber ich bin jetzt schon 2 Monate in Bolivien und davon etwas mehr als 4 Wochen
in Sopachuy. Wenn man zurück schaut ging die Zeit einerseits sehr schnell
vorbei, denn wir haben sehr viel unternommen und dementsprechend viele neue
interessante Menschen und Dinge kennengelernt. Aber andererseits gab es
mittlerweile auch schon die ersten Tiefschläge, in denen es ziemlich schleppend
voran ging. Aber mehr dazu jetzt:
Vor 3 Wochen waren wir
zur „Fiesta de la Virgen de Guadalupe“ das Wochenende über in Sucre. Die
Jungfrau Guadalupe ist die Schutzpatronin Sucres und zu ihrer Ehren wurde von
Freitag bis Sonntag eine Parade veranstaltet. Unglaublich viele Tanzgruppen
tanzten mehrere Stunden durch die ganze Stadt. Von Caporales über Morenada zu
Tinku waren alle traditionellen Tänze dabei und sah die schönsten und auch
verrücktesten Kostüme. Es war total packend, denn nicht nur die Parade war
schön anzuschauen, auch die ganzen Geschäfte und das Leben der Menschen wurde
an diesem Wochenende auf die Straßen Sucres verlagert. Somit herrschte in der
kompletten Stadt eine tolle Stimmung und es war ununterbrochen etwas los. Neben
dem Feiern war es auch schön die anderen
Freiwilligen endlich mal wieder zu sehen und deren Geschichten über ihre
Erfahrungen in den Dörfern zu hören. Zum
Glück geht es allen ganz gut und sie sind soweit zufrieden. Dementsprechend
ging das Wochenende leider viel zu schnell rum und es war schon wieder Montag und
Zeit zu arbeiten.
|
Caporales |
|
Tinku | | |
|
|
| |
|
Morenada |
Von meiner Arbeit gibt es
eigentlich nicht allzu viel Neues zu berichten. Ich arbeite nach wie vor in der
Patientenaufnahme und sobald es keine Patienten mehr gibt, gibt es schlichtweg
nichts zu tun. D.h. ich verbringe Großteil meiner Zeit mit Warten. Deshalb
kommt etwas Abwechslung wie z.B. eine Fahrt aufs Campo sehr gelegen. Vom 8. bis
zum 21. in jedem Monat fährt die Ambulancia täglich zu einer Streusiedlung Sopachuys,
um die dort lebenden Menschen medizinisch zu versorgen. Und an einem von diesen
Tagen sind Miri und ich mitgefahren. Den Tag vorherhieß es, dass wir um 8 Uhr
morgens los fahren werden. Deshalb standen wir eine halbe Stunde früher als
üblich auf und waren mit deutscher Pünktlichkeit noch im Blut um 7.50 Uhr im
Krankenhaus…leider standen wir dort alleine. Nachdem dann die ersten Ärzte kamen
und wir erfahren haben, dass es wohl erst etwas später losgehen wird stand mal
wieder Warten auf dem Programm. Zwischen durch hieß es dann auch, dass wir gar
nicht mehr fahren werden und nach viel hin und her saßen wir dann
schließlich um 10 Uhr in der Ambulancia.
Natürlich erst, nachdem noch ein Halt an einer Tienda eingelegt wurde, um ein
paar Salteñas und Cola zu kaufen. Nach einer 20minütigen Fahrt durch das
Gelände Boliviens kamen wir auch schon in San Antonio an. Dort leben nur zwei
Familien, dementsprechend gab es auch kaum Patienten. Deshalb und auch, weil
auf den Außendörfern ausschließlich Quechua gesprochen wird, konnten wir nur
wenig machen und es ging nach einem gemeinsamen Mittagessen wieder nach Hause.
Achja eine Fahrt mit 80km/h über Kopfsteinpflaster ist übrigens sehr amüsant.
|
Ein Klassenzimmer als Behandlungsraum |
Das letzte Wochenende war
dann genauso ereignisreich wie das davor. Am Samstag sind wir per Pferd zu den
Wasserfällen außerhalb Sopachuys geritten. Das ist eine Gesamtstrecke von 24km und
wir haben für den Hin- und Rückweg jeweils 3 ½ h gebraucht. Schon allein der
Weg dorthin ist atemberaubend. Er schlängelt sich durch eine gewaltige Kette
von Bergen immer weiter flussaufwärts. Die letzten 15min mussten wir dann zu
Fuß zurück legen und etwas klettern. Je weiter man geklettert ist, desto größer
und gewaltiger wurden die Wasserfälle, bis man schlussendlich zum letzten und
größten Wasserfall mit einer Höhe von 80m gelangte. Auch die Umgebung
verwandelte sich immer mehr in einen tropischen Regenwald und man befand sich
in unberührter Natur, weit weg von jeglicher Zivilisation. Aufgrund des
schlechten Wetters konnten wir leider nicht schwimmen und mussten nach einer zu
kurzen Pause auch schon wieder zurück. Es war ein wunderschöner Tag, aber ich
glaub ich hatte noch nie solche Schmerzen im Po, da die Montura der Pferde
nicht allzu komfortabel waren.
|
Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde |
|
auch der Fluss war nicht sicher vor uns |
|
Der Weg durch die Gebirgsketten |
|
der kleinste Wasserfall |
|
der letzte und größte Wasserfall |
Wegen des „Día del
Médico“ sind Miri und ich am Sonntag mit dem kompletten Krankenhaupersonal zu
einem Sportwettkampf nach Tomina, einer Nachbarstadt Sopachuys gefahren. Die
Abreise stellte sich erneut als eine kleine Herausforderung heraus. Es musste
vorher noch eingekauft werden und Miri und ich mussten nochmal nach Hause, da
uns niemand gesagt hat, dass wir Teller und Besteck benötigen. Mit einer 1 ½ stündigen
Verspätung ging es dann auch ging es dann auch los, bis wir nach 5 Minuten
wieder anhielten. Dann verbrachten wir weitere 40min wartend an einem Straßenrand, das wir bis
heute noch nicht verstehen weshalb. Eine Stunde später sind wir dann in Tomina
angekommen, wurden vom dortigen Krankenhauspersonal begrüßt und zum Frühstück
eingeladen. Danach ging es in eine Messe, die sich selbstgestaltet und mit
Kirchenbesuchern in Jogginganzügen etwas anders, dennoch interessant
gestaltete. Zum Mittagessen sind wir zum Grillen an den Fluss gefahren. Das
bolivianische Grillen charakterisiert sich vor allem durch Fleisch, einer
riiiiiesen Menge an Fleisch! Dabei war es egal, ob Frau oder Mann, für jeden
wurde ein halbes Kilo eingeplant. Dementsprechend gesättigt viel der Sport
danach anfangs etwas schwer, machte aber unglaublich viel Spaß. Wir spielten
bis zum frühen Abend Fußball, Basketball und Volleyball gegen die Mannschaften
des Krankenhauses aus Tomina. Danach
stärkte man sich erneut mit einer ordentlichen Portion an Essen, um diese durch
langes Tanzen danach wieder ab zu trainieren. Zwischendurch erfuhren wir, dass
unser Bus ohne uns nach Hause gefahren ist. Also warteten wir einfach mal ab,
da uns eh niemand genau sagen konnte wann und wie wir nach Hause kommen würden.
Zwischendurch war geplant in die Flota um 23Uhr aus Sucre einzusteigen. Schade,
dass eh nur Miri und ich danach schauten, die anderen munter weiter getanzt
haben und die Flota sowieso nicht vorbei gekommen ist. Nach 17 Stunden auf den Beinen
und etwas müde machten Miri und ich uns weiter daran herauszufinden wie wir
nach Hause kommen. Etwas vergebens, da uns alle sagten, dass es keinen Weg mehr
gäbe nach Hause zu kommen. Über die Unbekümmertheit alle waren wir etwas
überrascht, warteten aber mal wieder ab, da uns eh nichts anderes übrig blieb
und stellten uns schon auf eine lange Nacht in Tomina ein. Plötzlich sprang
eine Person auf und alle rannten zur Hauptstraße. Ganz verstanden haben wir
auch das wieder nicht, sind dann aber wenigstens um halb 2 mit einem Privatauto
nach Hause gekommen. Trotz einigen Missverständnissen war es ein super Tag, da
wir nicht nur viel Sport machen konnten, sondern auch das Krankenhauspersonal
besser kennenlernen konnten und fast alle einfach total nett sind.
|
Ja, unter dem Fleisch befinden sich sogar noch Beilagen |
|
Das Tanzen danach |
Die letzte Woche über war
wegen des „Día del Estudiante“ und eines Sportwettkampfes ziemlich viel los in
Sopachuy. Fast jeden Abend wurde tanzen geübt, um dies am Donnerstag vor allen
Sopachuyesen vor zu führen. Nebenher traten die verschiedenen Schulen in
Fußball und Basketball gegeneinander an. Dadurch ist viel Arbeit ausgefallen,
die Arbeitstage gingen dementsprechend schnell rum und die Woche wurde durch
ein super Wochenende in Sucre beendet!
|
Die Gruppe unserer Gastmutter |
Alles in allem kann ich
sagen, dass ´man hier auf jeden Fall lernt flexibel und spontan zu sein.
Außerdem sollte einem Warten, ohne meistens den Grund zu kennen auch nicht
allzu viel ausmachen. Es ist komisch, aber Abmachungen ändern sich fast immer
und es bekommen irgendwie immer alle mit, außer wir Voluntarias. Von daher
warten eigentlich immer Überraschungen auf einen. Ich bin mal gespannt, ob sich
das noch ändern wird. Ob es z.B. an unserem noch nicht perfekten Spanisch liegt
und wir deshalb nicht alles verstehen, oder ob das hier einfach so üblich ist.
Dadurch wird es einem auf jeden Fall ein bisschen schwer gemacht sich ein zu
gewöhnen, da man sich öfters ein bisschen dumm und fehl am Platz fühlt. Anfangs
war es schwer sich daran zu gewöhnen, doch ich merke, dass man sich mit der
Zeit immer weniger darüber aufregt und es nicht mehr so an sich ran lässt. Das
ist wohl einfach auch ein Teil der Mentalität hier im Land, das alles etwas
gelassener vor sich geht.
Das ist eben genau etwas,
mit dem ich in letzter Zeit öfters konfrontiert wurde und noch lernen muss, damit klar zu kommen. Ich merke aber auch,
dass man sich schneller an Dinge gewöhnt, als man denkt. Eine warme Dusche,
Waschmaschine und Internet sind eben doch nicht so lebensnotwendig wie
ursprünglich mal angenommen. Auch wenn es manchmal ein bisschen schwierig ist,
versuche ich positiv zu denken und an den Herausforderungen zu wachsen. Genau
deshalb freue ich mich trotz allem auf das weitere Jahr und welche Entdeckungen
bzw. Erfahrungen ich noch machen darf!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen