Wie auch im Programmheft beschrieben startete Weihnachten in Sopachuy schon am 23. Dezember mit dem Fest des Kirusillas. Dieser wird auch umgangssprachlich „Der Whiskey Sopachuys“ genannt und ist eigentlich eine Art Quittenschnaps. Deshalb traf sich das ganze Dorf wie üblich in der Cancha, um dort erst Weihnachten durch einige Tanzvorstellungen und gegen später den besagten Whiskey zu feiern. Auch gab es eine Vorstellung der T-shirts aller Tanzgruppen zu Weihnachten. Jedes Jahr nehmen eine Menge Tanzgruppen teil, die sich ungefähr nach Wohngebieten im Dorf aufteilen und die folgenden drei Tage durch die Straßen Sopachuys tanzten. Der restliche Abend wurde dann dazu genutzt, um in der angesagtesten – und auch einzigen – Disko im Dorf zu feiern.
Der 24. Gestaltete sich
dann im Vergleich zu Deutschland ziemlich anders. Eigentlich war es bis zum
Abend ein Tag wie jeder andere und jeder
räumte irgendetwas vor sich hin. Hier in Bolivien wird Heilig Abend nämlich
erst mitternachts, um genau 24 Uhr gefeiert. Zuvor aber versammelte sich das
ganze Dorf an der Plaza, da sich dort die ganzen Weihnachtsgruppen zum ersten
Mal präsentierten. Der Rest, der nicht zuschaute tanzte natürlich mit und
darunter waren auch wir vier Voluntarias. Wir gehörten zu der größten Gruppe,
den „Autenticos“. Wie früher bei Tanzkursen mussten sich Mädchen und Jungen
gegenüber aufstellen, um darauf zu warten aufgefordert zu werden. Als alle
Tanzpärchen gefunden wurden ging es auch schon los: die eigene Musikgruppe
begann zu spielen und es folgte ein lauter Gesang aller Teilnehmer und eine
Ehrenrunde um die Plaza. Der Weihnachtstanz „Chuntunqui“ ist eigentlich nicht
besonders kompliziert. Man tanzt immer in Pärchen durch die Reihen der anderen
Mitglieder und wenn man den Tanz nicht kennt, macht man einfach nur ein wenig
Pferdchen-Hüpfer und fällt dabei nicht arg aus dem Konzept. Es geht nämlich nicht
nur um Können, sondern hauptsächlich um Stimmung und Spaß am Tanzen. Und genau
den hatten wir!
Los Autenticos |
Nach der großen Präsentation mussten wir allerdings auch
schnell wieder nach Hause, da wir pünktlich zu Heilig Abend zurück sein
wollten. Und dann war es soweit. Die ganze Familie versammelte sich am
Essenstisch und es folgte eine Rede vom Oberhaupt der Familie, Opa Carlos höchstpersönlich.
Danach wünschte man sich fröhliche Weihnachten und aß gemeinsam „Picana“
(traditionelle Weihnachtssuppe mit Gemüse, Hähnchen und Fleisch) bis die Kinder
es nicht merh aushielten und über die Geschenke herfielen. Sogar wir
Voluntarias haben jeweils ein Geschenk von unserer Gastfamilie bekommen. Das
war eine richtig liebe Geste und man hat sich wirklich zur Familie zugehörig
gefühlt. Die restliche Zeit saßen wir dann noch zusammen und haben gemeinsam
den Abend bzw. die Nacht ausklingen lassen.
Der Weihnachtsbaum |
Gastbruder Lenin als Weihnachtsmann |
Die komplette Familie |
Am nächsten Tag, den
ersten Weihnachtsfeiertag stand dann wieder Tanzen auf dem Programm. Und zwar
insgesamt 7 Stunden durchgehend von 15 bis 22 Uhr. Wir starteten wie üblich an
der Plaza und drehten dann eine komplette Runde durch das Dorf, tanzten durch
alle Straßen die es so gab und gingen in fast alle Häuser die offen standen. Als
Dank darauf wurde man auf den ein oder anderen Becher Chicha oder Kirusilla
eingeladen. Dann folgte eine kurze Pause
in der wir uns eben frisch machten, kurz ausruhten und dann den restlichen
Abend wieder in der berühmten Karaoke Bar zu feiern. Wie ihr schon merkt, kam
man aus dem Feiern gar nicht mehr raus und so ähnlich ging es dann auch die
ganzen Tage weiter.
Allerdings „nur“ bis zum 27. Dezember. Da hatte nämlich
Carlos seinen Geburtstag und der musste noch kräftiger gefeiert werden. Schon
früh am Morgen fand eine persönliche Messe in der Kirche statt, an der nur die
Familie und wir Voluntarias teilnahmen. Danachh folgte ein kurzer Gang auf den
Friedhof und gemeinsames Ambrosia trinken und Sopa de Maní (Erdnusssuppe) bei
uns zu Hause. Dies war allerdings nur eine kurze Pause, da bis zum Abend noch
für 50 Personen Essen vorbereitet werden musste. Die Männer widmeten sich
weiter dem Alkohol wohingegen die Frauen Papa Rellena, Picante de Pollo,
Chunos, Nudelsalat und allerlei andere Köstlichkeiten zauberten. Pünktlich zum
Abendessen waren alle Gäste versammelt, das Essen fertig und das Buffet konnte
eröffnet werden. Für uns Voluntarias ging es allerdings nur noch bis halb vier
Uhr nachts, da wir dann die Flota in unsere große Reise erwischen mussten. Mehr
dazu folgt ganz bald…