Mir fällt gerade auf, dass der letzte Blog-Eintrag auch schon wieder mehrere Wochen her ist. Aber ich habe auch das Gefühl, dass die Zeit hier einfach nur rast. Mittlerweile befinde ich mich schon im letzten Abschnitt meines Auslandaufenthaltes und möchte einfach noch so viel mitnehmen und genießen was nur geht.
Aber nun die
Berichterstattung der letzten 7 Wochen: Den DELE-Kurs hatte ich vorerst
abgeschlossen und so konnte ich Mitte März (mit vielen Hausaufgaben) endlich
wieder zurück nach Sopachuy. Anfangs hatte ich ein bisschen Bangel wie es wohl
wieder werden würde, so nach mehreren Monaten Pause. Aber das tolle war, dass
es sofort wie immer war. Ich habe mich von Anfang an wieder wohlgefühlt und
auch die Arbeit lief super. Ich habe unter meinen Kollegen mittlerweile super
Freunde gefunden und die Arbeit wird auch immer spannender, da ich mittlerweile
zum Team gehöre und somit mehr Aufgaben übernehmen darf. Außerdem treffen wir
uns auch mehrmals die Woche, um gemeinsam Fußball und Basketball zu spielen.
Von daher genieße ich jeden einzelnen Tag hier und möchte gar nicht daran
denken in ein paar Monaten gehen zu müssen.
Über das erste April-Wochenende
war dann Ostern, auch gerne die „Semana Santa“ genannt. Der Karfreitag ist wie
in Deutschland auch hier ein Feiertag. Wir standen allerdings schon um 5Uhr
morgens auf, um an der „Via Crusis“, dem Kreuzgang auf bolivianischer Art teil
zu nehmen. Danach hieß es bis um 12 Uhr mittags fasten und die traditionellen
Gerichte vorbereiten. Normalerweise kocht man hier in Bolivien 12 verschiedene
Platos. Wir entschieden uns aber dafür, nur 6 davon zu machen. Darunter waren
als Vorspeise Sopa de Zapallo (Kürbissuppe), als Hauptgang Fideos al Horno
(überbackene Nudeln), Ají de Arvejas (Erbsen und Karotten mit Pikante) und
Bocadillos de Sardina (Sardinen). Als
Nachtisch folgten dann Humintas (Maiskuchen) und Arroz con Leche
(Milchreis). Wir hatten selten so lecker und ausreichend gegessen wie an diesem
Nachmittag.
Am Samstag machten wir
einen gemeinsamen Familienausflug zum nahgelegenen Río und verbrachten dort den
halben Tag. Das restliche Wochenende ging es sehr ruhig zu und den Sonntag
verbrachten wir damit, ein Abschiedsessen für Lena, eine Selbstzahlerin die für
4 Wochen bei uns war, zu zaubern. Alles in allem war es ein sehr ruhiges, aber
wunderschönes Wochenende mit der Familie.
Via Crusis |
Maiskuchen - Huminta |
Wir Voluntarias mit unseren Gasteltern |
Ein wunderschöner Tag am Fluss |
Danach folgte aber wieder
mehr Action. Im Krankenhaus stand viel Arbeit an, da die zweite „Mesa de Salud“
in Sopachuy stattfand und somit sehr viel vorbereitet werden musste. Ein
Wochenende später kamen alle möglichen Lehrer von den umliegenden Dörfern zu
uns, da ein großer Sportwettkampf ausgeführt wurde.
In der Zwischenzeit hatte
ich mit zwei Krankenschwestern aus dem Hospital ein Zahnputz-Projekt aufgezogen.
Hier in Bolivien ist die Mundhygiene leider alles andere als gut und viele
kennen gar keine Zahnbürsten, bzw. wenden sie nicht richtig an. Deshalb gingen
wir in die Grundschule „Juan Vossing“ und hielten einen Vortrag darüber, mit
was und vor allem wie man sich richtig die Zähne putzen muss. Daraufhin
schenkten wir auch noch jedem Erstklässler eine Zahnbürste plus Zahnpasta. Das
war ein voller Erfolg, da die Kinder sich nicht nur über unser Geschenk
freuten, sondern auch aufmerksam bei unserem Vortrag zuhörten und nun
hoffentlich mehr auf ihre Zähne achten.
"Los amigos de los dientes" |
Das erfolgreiche Projekt |
Apropos Projekt! Eine Zeit
lang sah es gar nicht gut aus, dass wir unser Projekt „Spielsalon für Sopachuy“
realisieren könnten. Denn als wir unseren zugesprochenen Raum ausräumten und
für das Streichen her richteten folgte am nächsten Tag großer Ärger. Die
Profesora, die vorher in diesem Raum arbeitete wusste nichts davon und fand ein
leergeräumtes Klassenzimmer vor. Uns hatte der Direktor allerdings zuvor
zugesichert, dass wir umgehend anfangen könnten und alle Bescheid wüssten. Und
so entstand ein riesen großes Missverständnis und die Lehrerin wollte
verständlicherweise nicht aus diesem Raum heraus. Somit war sie sehr verärgert
und wir standen erneut ohne Raum da. Daraufhin beschloss der Direktor nach
einer neuen Unterkunft zu suchen und das dauerte….und zwar 5 Wochen. Und im
Endeffekt haben wir nun genau den gleichen Raum wieder, nur dass die Lehrerin
dieses Mal Bescheid wusste und auch einverstanden war. Typisch bolivianisch das
Ganze!
Trotzdem sind wir
mittlerweile sehr gut voran gekommen. Die kaputten Wände sind ausgebessert, es
ist weiß gestrichen und auch die Tür und die Fensterrahmen sind nun wieder
frisch angemalt. Nun steht das Skizzieren an und das kann eine Weile dauern, da nur Marie unter uns das
Zeichnen beherrscht und wir den Raum als Dschungel-Landschaft gestalten wollen.
Auch wenn uns nur noch zwei Monate bleiben sind wir sehr motiviert und
zuversichtlich, dass unser Projekt ein voller Erfolg wird. Denn auch die Kinder
freuen sich riesig auf den Salon und unterstützen uns wo es nur geht.
Und nun sind Miri und
ich leider schon wieder in Sucre, um die zwei letzten Wochen Sprachkurs zu
absolvieren. Am 23. Mai folgt dann das große Examen in Santa Cruz, drückt mir
die Daumen, dass alles gut geht!
Direkt nach der Prüfung
sehe ich dann nach 9 Monaten endlich meine Eltern wieder. Sie kommen mich hier
in Bolivien besuchen und wir haben zwei Wochen Zeit, um gemeinsam zu Reisen. Ich freue mich wahnsinnig und bin gespannt, ob
sie dieses Land genauso fasziniert wie mich.
Muchos besos y abrazos de Bolivia